Strandgesänge und andere Missgeschicke: Ein Tag, den ich nicht vergessen darf, obwohl ich’s gern würde

Es begann harmlos. Wie die meisten Dinge, die später nach After-Sun und Selbsthilfegruppen schreien.

Ich war am Strand. Nur ich, mein zu optimistisch gepackter Picknickkorb (warum nehme ich immer Radieschen mit?), ein leicht aufdringlicher Wind aus Westen und eine Bluetooth-Box, die ich von einem Bekannten geliehen hatte, der sie selbst von einem anderen Bekannten „geschenkt bekommen“ hatte. Alarmstufe Gelb.

Kapitel 1: Die musikalische Katastrophe

Ich wollte das ultimative Beach-Feeling. Also Playlist an, Sound hoch – und was ertönte?

Nicht Jack Johnson. Nicht Bob Marley. Sondern: „Das Beste“ von Silbermond. Auf Repeat.
Warum? Weil die Box sich – so stellte sich später heraus – auf eine Backup-Playlist synchronisiert hatte, die offenbar aus einem Liebeskummerjahr 2008 stammt. Ich hatte nicht mal Empfang, um was zu ändern. Also lief „Das Beste“ – in voller Lautstärke – während ich versuchte, unbeeindruckt in einer Muschel zu meditieren.

Ein Kind rief seiner Mutter zu: „Mama, die Frau da weint beim Singen. Warum?“
Ich hätte antworten können, aber es klang halt einfach zu sehr nach mir.

Kapitel 2: Das Frisbee-Fiasko

Kaum hatte ich mich vom musikalischen Selbstsabotage-Modus befreit, kam eine Gruppe fröhlicher Menschen (man erkennt sie an aufblasbaren Einhörnern und Pastellbucket-Hüten) vorbei und fragte: „Willst du mit Frisbee spielen?“

Natürlich sagte ich ja. Natürlich vergaß ich, dass meine Hand-Augen-Koordination offiziell auf der Roten Liste steht.
Beim ersten Wurf flog das Ding nicht Richtung Mitspielerin, sondern in eine Richtung, die man physikalisch eigentlich nicht für möglich hält: rückwärts, schräg nach oben – direkt in den Pommesstand.

Ein Platschen, ein „Ey!“, und eine frittierte Möwe später war ich offiziell nicht mehr Teil der Gruppe. Ich wurde entlassen. Mit einem Pommeskorb, der nach Gnadenbrot roch.

Kapitel 3: Der Strandgesang

Abends, Sonnenuntergang. Ich dachte: „Jetzt kann nichts mehr schiefgehen.“
Falsch gedacht.

Ein paar Leute saßen im Kreis mit Gitarren. Ich näherte mich vorsichtig und sagte, wie man das eben so macht: „Hey, kennt ihr was von den Ärzten?“
Was folgte, war ein knapp zehnminütiges Medley aus „Westerland“, „Zu spät“ und einem Stück, das verdächtig nach Peter Maffay auf Helium klang. Und ich, in all meinem Übermut, sang mit – laut, schief und leider nicht im Takt.
Eine Möwe warf mir demonstrativ eine Muschel auf den Kopf. Ich nahm das als Feedback.


Fazit:

Manche Tage am Strand sind wie ein schlechter Karaoke-Abend mit Sonnenbrand – man hat’s überlebt, aber keiner spricht gerne drüber.

Trotzdem: Ich komme wieder. Mit einer neuen Playlist, einer Frisbee aus Schaumstoff und dem festen Willen, Möwen nicht mehr persönlich zu nehmen.

Und vielleicht, ganz vielleicht, schicke ich beim nächsten Mal einfach ELSTI vor. Die regelt das mit Glitzer und Grandezza.


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