Leserbeitrag zu den Tücken des Alterns im Leben

Heute erhalte ich doch tatsächlich einen interessanten Leserbrief von Danny aus Thüringen und möchte diesen hier einmal präsentieren wie folgt:

„Geht es euch auch so? Ich habe eine Angewohnheit Zeitungen immer beginnend mit der letzten Seite zu lesen, war schon immer so und wird sich sicherlich auch nicht mehr ändern, seit meinem grandiosen Übergang zu den 50ern überfliege ich nun auch täglich die Todesanzeigen.

Ich vergleiche die Geburtsdaten der Verblichenen mit meinem eigenen und immer wenn ich mein Geburtsdatum (oder jünger) lese bin ich total erschrocken und denke, Oh Gott, schon wieder einer……….. Jetzt hatte ich drei Jahre Zeit mich an diese schreckliche Zahl zu gewöhnen, aber noch immer nuschel ich fast unhörbar mein Alter, wenn mich jemand danach fragt.

Ein halbes Jahrhundert hatte ich Gelegenheit Wünsche und Träume zu erfüllen, einiges ist mir gelungen, für die restlichen Dinge müsste ich sicherlich das Jahrhundert voll machen, d.h. es wird mir nicht mehr gelingen.

Warum werde ich immer zynischer? Ist mir denn nichts mehr heilig? Wann hat das angefangen?

Ich weiß nicht, ob es mit dieser Zahl zusammen hängt, oder ob es die von meinem Frauenarzt angedeuteten möglichen Depressionen in den Wechseljahren sind, aber immer öfter sinniere ich über mein vergangenes Leben und über das, was mir noch bevor steht. Werde ich die nächsten Jahre ohne schlimme Krankheiten überstehen?

Werde ich irgendwann in einem Pflegeheim mit riesigen Windeln versehen, vollkommen überarbeiteten Pflegern ausgeliefert sein und komplett sediert dahin vegetieren? 24 Stunden an die Decke starren? Wird mich noch jemand besuchen? Oder kann niemand diesen beißenden Uringestank ertragen? War das jetzt alles, kommt da noch was? Was bleibt von mir, wenn ich meine letzte Reise angetreten habe?

Ich versuche ständig dieses Bild einer klapperdürren, ausgemergelten Leiche in einem Flatrate Sarg zu verdrängen. Werde ich vielleicht in einem Transporter gemeinsam mit 20 anderen Verblichenen aus Kostengründen in einer wöchentlichen Butterfahrt nach Polen gebracht und dort verbrannt? Hört die Sonne dann auf zu scheinen? Fällt ein Stern vom Himmel?

Nein, nichts passiert, es geht einfach so weiter, man geht einfach zur Tagesordnung über und wenn man ganz viel Glück hat, bleibt man wenigstens in den Herzen der noch lebenden Lieben erhalten.

Wünscht sich nicht jeder, dass er eine Lücke hinterlässt? Eine Lücke, die durch niemand und nichts geschlossen werden kann? Ist das egoistisch?

Ich weiß, es ist kein schönes Thema, ich würde auch lieber über Schuhe schreiben. Was macht ihr gegen solche Gedankengänge? Vorzugsweise plage ich mich nachts damit rum, wenn ich mal wieder, wie so oft, nicht schlafen kann. Geht das irgendwann wieder vorbei?“

Jetzt ist Eure Meinung gefragt zu diesem Leserbeitrag. Was meint Ihr dazu?


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