Zeit kann man nicht kaufen

…für alles andere habe ich meine Visa. Zu diesem Thema möchte ich euch ein kleine Geschichte von Ferîd ud din Attâr auch Fariduddin, (um 1136 – etwa 1220), einem persischen Apotheker, Dichter, Lyriker, Mystiker und Heiligen erzählen:

Ein Geizhals hatte durch Arbeit, Handel und Geldverleihen dreihunderttausend Dinare zusammengebracht. Er besaß Ländereien und Häuser und viele andere Reichtümer. So beschloß er eines Tages, ein Jahr lang nur seinem Vergnügen zu leben und sich dann Gedanken über seine weitere Zukunft zu machen.
Sobald er aber aufgehört hatte, Geld zusammenzuraffen, erschien ihm der Todesengel, um sein Leben mit sich zu nehmen. Mit all seinen Überredungskünsten versuchte der Geizhals, den Engel von seinem Vorhaben abzubringen, doch dieser schien unerschütterlich daran festzuhalten. Da sagte der Geizhals: „Gewähre mir noch drei Tage, und ich will dir ein Drittel meines Besitzes geben.“
Der Engel jedoch lehnte ab und wollte mit dem Leben des Mannes auf und davon.
Das sagte der Mann: „Wenn du mir nur noch zwei Tage schenkst, will ich dir zweihunderttausend Dinare aus meinem Besitz geben.“ Doch auch darauf ließ sich der Engel nicht ein. Er war nicht einmal zu erweichen, als der Mann ihm für einen einzigen Tag seine gesamten dreihunderttausend Dinare anbot. Schließlich bat der Geizhals: „Dann gib mir wenigstens noch Zeit genug, um ein paar Sätze aufzuschreiben.“
Dies gestand der Engel ihm zu und der Mann schrieb mit seinem eigenen Blute: „Mensch, mache weisen Gebrauch von deinem Leben. Ich vermochte nicht eine einzige Stunde für dreihunderttausend Dinare zu kaufen. Darum gib acht, den Wert der Zeit zu erkennen!“


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert